Unter all den interessanten Darbietungen und visuellen Genüssen gab es am Tag der offenen Tür ein besonderes Kleinod zu entdecken:

Sieben Kreuze aus Holz, gearbeitet von der Kunstklasse 10a.

Das Symbol des Kreuzes kennt jeder.

Oder? Vielleicht doch nicht wirklich?

Es ist ein Symbol, welches uns allen vertraut ist, und doch stellt es unerwartete Fragen, besonders in dem Moment, in dem man die Aufgabe bekommt, ein eigenes Kreuz zu gestalten.

Wir alle kennen es: Christus wurde bis zum Tode gefoltert, und wir sehen ihn mitleidvoll oder schockiert an – seine Wunden an dem geschundenen Körper, seinen gesenkten Kopf und seine Haltung ohne Kraft, ohne Hoffnung.

Ein Junge erzählte beim Tag der offenen Tür davon, wie sehr er während eines Kreuzgangs den leidenden Christus als Bedrückung empfand …

Wir kennen auch einen anderen Jesus am Kreuz, der mit erhobenem Haupt und weit ausgebreiteten Armen den Menschen entgegenblickt – als Sieger, als Hoffnungsträger?

Die Schüler/innen der Kunstklasse wollten keine Personifizierung, sondern Farben und Formen sprechen lassen.

So schreibt Leonard Rottmair (in Gruppenarbeit mit Denise Kolles) Folgendes zu ihrem in Mosaiktechnik gestalteten Kreuz:

„Die verschiedenen Farben des Kreuzes bedeuten:

Blau steht für Harmonie, Zufriedenheit und Treue. Die Farbe Rot für Glück, Wut, Energie, Wärme und Liebe. Gelb steht für Freude am Leben und die Erleuchtung. Die letzte Farbe Grün, für die Natur, Hoffnung und das Leben.

Die farbigen Glasscherben, die sich wie ein Mosaik zusammensetzen, sollen das Leben symbolisieren. In der Mitte des Kreuzes gehen die farbigen Glasscherben in Spiegelscherben über, in denen sich der Betrachter spiegeln soll, um sich selbst mit dem Kreuz identifizieren zu können und sein Leben widergespiegelt zu sehen.“

Auch für Laura Sommer und Laura Michelle Erhardt haben Farben eine große Bedeutung:

„Das Kreuz hat einen hellen, schlichten Hintergrund in Weiß. Die Farbe Weiß steht für Weisheit, Licht, Vollkommenheit und für etwas Heiliges. Auf dem weißen Untergrund sind Farbflächen in verschieden Blau- und Violetttönen. Mit Blau assoziiert man Treue, Freundschaft, Harmonie, Zufriedenheit, Unendlichkeit und Ruhe. Mit Violett verbinden wir das Außergewöhnliche, die Magie und die Phantasie. Außerdem ist sie ein Sinnbild für den Übergang und die Verwandlung. Diese Farben bilden eine Harmonie. Es werden also allein durch diese schlichte und einfache Farbkombination viele Aspekte, die der Glaube beinhaltet, vereint.

Wir Christen vertrauen auf die Weisheit Gottes, mit der er uns durch unser Leben führt. Gott schenkt uns ewige Treue, denn er ist da, auch wenn du allein bist, und du kannst dich immer auf ihn verlassen. Freundschaft ist im Leben ein wichtiger Punkt, der das Leben lebenswerter macht. Violett ist die Farbe des Bischofs in der katholischen Kirche.

Wenn man auf das Kreuz schaut, kann man all diese Dinge fühlen. Jeder Mensch sieht für sich etwas Anderes in diesem Kreuz. Es soll zum Nachdenken anregen, denn jeder sieht Gott anders.“

Die Ausstellung der Kreuze wirkt eher farbenfroh. Es ist zu spüren, wie sehr wir Menschen Hoffnung brauchen: Hoffnung, Fehler wieder gut machen zu können, Hoffnung auf Frieden in uns und in unserer Welt.

Vielleicht regen die Werke der 10. Klasse den Einen oder Anderen an, darüber nachzudenken, „Welches Kreuz sagt mir etwas?“, und darüber hinaus, „Wie würde ich (m)ein Kreuz gestalten?“

Herzlichen Dank dem Engagement der Kunstklasse 10a und Frau Glasmann und Herrn Hertweck als Initiatoren!

Claudia Schwebke-von Busse